Wer haftet, wenn Internetbetrüger Bankkonten plündern? Eine Klagenfurterin fordert von ihrer Bank die Rückbuchung des gestohlenen Betrags. Doch diese weigert sich. Die Rechtslage dazu ist eindeutig.
Räumen Betrüger Bankkonten leer, kommt es danach immer wieder zu einem Haftungsstreit
Eine alleinerziehende Mutter aus Klagenfurt fiel aus allen Wolken: Als sie am 11. August ihr Bankkonto checkte, war dieses leer geräumt. "Es fehlten 4750 Euro", sagt die Frau. Sofort informierte sie ihre Bank von der unautorisierten Zahlung. Die Klagenfurterin erstattete außerdem Anzeige wegen Betrugs bei der Polizei in Völkermarkt. "Die Polizei hat den Laptop untersucht und bestätigt, dass keine Schadsoftware darauf ist, er also sicher ist." Zudem konnte der Beamte im Browserverlauf nachvollziehen, dass sie für den Login in das Internet-Banking über die offizielle Webpage der Bank eingestiegen war, sagt sie. Das Geld wurde auf ein ausländisches Konto überwiesen.
Verschwindet Geld vom Konto und wenden sich die Opfer an die Bank, erklärt diese meist, die Betroffenen hätten grob fahrlässig gehandelt. Das ist auch in diesem Fall so. Die Bank hat bislang eine Rücküberweisung verweigert. "Für mich ist es viel Geld und ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen", sagt die Klagenfurterin. "Ich wurde Opfer eines Verbrechens, das leider über die offizielle Homepage der Bank zustande gekommen ist. Worin liegt bitte mein Verschulden als Konsument? Außerdem steht das Recht auf meiner Seite."
Für eine nicht ordnungsgemäß autorisierte Zahlung haftet grundsätzlich die Bank. Laut Zahlungsdienstegesetz muss die Bank den abgebuchten Betrag unverzüglich wieder zurückbuchen. Es gibt allerdings einige Ausnahmen. Die Bank kann unter anderem eine Rücküberweisung bei Betrugsverdacht ablehnen und wenn der Kunde seine Sorgfaltspflichten grob schuldhaft verletzt hat.
Diebstahl von persönlichen Daten
Phishing. Den Versuch persönliche Daten über das Internet zu erlangen nennt man Phishing. Via E-Mail oder betrügerisch Webseiten wird versucht, persönliche Daten oder Informationen wie Kreditkartennummern, Kontodaten sowie Zugangsdaten zu E-Mail und weiteren Accounts abzufragen.
Sofort melden. Im Schadensfall ist es unbedingt notwendig, sofort mit dem betroffenen Dienstleister (z. B. Bankinstitut) Kontakt aufzunehmen, und diesen über den Vorfall zu informieren. Danach sollte man umgehend Anzeige auf einer Polizeiinspektion erstatten. Daher sollte man unbedingt regelmäßig sein Bankkonto überprüfen.
Tipps. Das Bundeskriminalamt gibt einige Tipps, wie man sich vor Datendiebstahl schützen kann:
Man sollte die wichtigsten Homepages, wie zum Beispiel den Bankzugang, als Favoriten in einem Browser einrichten und immer nur diese verwenden. So stellt man sicher, dass man nur die offiziellen Seiten verwendet.
Internetseiten, auf denen man sensible Nutzerdaten eingeben muss, erkennt man an den Buchstaben "https" in der Adresszeile der Webseite und einem Schloss- oder Schlüssel-Symbol im Internet-Browser. Sichere Webseiten sind auch an einer grün hinterlegten Adresszeile oder an einem grün hinterlegten Zertifikatszeichen erkennbar.
Kein Bankinstitut oder seriöses Unternehmen fordert per E-Mail zur Eingabe von persönlichen Daten wie Passwörter usw. auf.
Weitere Tipps: www.bmi.gv.at/praevention. Die Spezialisten der Kriminalprävention stehen kostenlos und österreichweit unter der Telefonnummer 059133 zur Verfügung.
Arbeiterkammer übernimmt Fall
Ob es im konkreten Fall doch zu einer Haftungsübernahme kommt, ist noch unklar. Das betroffene Bankinstitut, die Anadi Bank, verweist auf das Bankgeheimnis, weshalb sie sich nicht äußern darf. "Grundsätzlich investieren wir laufend in den hohen Standard unserer Cybersicherheit und betreiben unsere Systeme am letzten Stand der Technik", sagt Axel Schein, Sprecher der Anadi Bank. Laufend würden auch die Kunden über mehrere Kanäle vor Cyberkriminalität wie Phishing- oder Hacking-Attacken gewarnt. "Wir weisen ebenfalls eindringlich darauf hin, dass die Bank niemals Login- oder TAN-Daten per E-Mail oder SMS erfragt oder zur Installation von Programmen auffordert", teilt Schein mit.
Die Klagenfurterin, eine langjährige Kundin der Bank, hat sich jetzt an die Arbeiterkammer gewandt. Dort landen immer wieder Opfer von Hackern, deren Konten leer geräumt wurden und die Bank vorerst eine Haftung ablehnt. Die Arbeiterkammer konnte bislang in vielen Fällen erfolgreich bei den Banken intervenieren.
https://www.kleinezeitung.at/kaernten/6186668/Bank-will-nicht-zahlen_Hackerangriff-in-Kaernten_Mein-Bankkonto