Das Gefährliche an Phishing ist, dass man nie voraussagen kann, in welche Verkleidung der schädliche Link verpackt wird. Mal ist es eine DPD-Mail, mal eine angebliche Konto-Sperrung, mal eine Bank. Wir verraten, welche Phishing-Mails in der 44. Jahreswoche verbreitet sind.
Banken und GeldautomatenBildquelle: Hadrian / shutterstock.com
Die Verbraucherzentrale NRW listet im Rahmen ihres Phishing-Radars kontinuierlich die neuesten Phishing-Mails auf. Selbstverständlich ist die Liste nicht erschöpfend; auch andere Mails sind im Umlauf. Sie zeigt allerdings, bei welchen E-Mails man als Nutzer derzeit auf jeden Fall ein Auge offen halten sollte. In der laufenden Woche gehören dazu die folgenden Unternehmen und Organisationen:
- ING
- LBB
- Commerzbank
- Amazon
- DPD
AKTUELLEN PHISHING-LAGE – BANKEN IM FOKUS
ING
„Ihr Onlinezugang ist gesperrt“. So lautet die Botschaft der Betrüger im Namen der ING. Angeblich sei eine Sicherheitsumstellung auf das „Banking to go Verfahren“ nötig und dafür benötige die Bank deine Daten. Die landen aber nicht beim Geldinstitut, sondern direkt bei den Betrügern. Dass du nicht persönlich angesprochen wirst, sollte dir bei diesem plumpen Phishing-Versuch jedoch direkt zu denken geben. Dazu kommen Grammatikfehler und einige Rechtschreibschwächen. Damit ist klar, dass diese Mail direkt in den Spam-Ordner gehört. Zudem ist es stets sinnvoll, eine sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) einzurichten.
LBB
Genauso läuft der Phishing-Versuch im Namen der Landesbank Berlin. Die LBB habe, so die Betrüger, deine Kreditkarte gesperrt. Zum Entsperren sollst du deine Bankdaten preisgeben. Das Ganze läuft unter dem bemerkenswert unkreativen Betreff „LBB.DE: Benachrichtigung wichtig!“. Selbstverständlich kommst du beim Klick auf den eingebauten Button nicht zu deiner Bank, sondern zur Webseite der Kriminellen. Das kannst du aber schon erkennen, wenn du mit der Maus über den Link gehst. Denn dort zeigt dir die Voransicht schon, dass du nicht auf die Bank-Seite gelangst. Wie immer ist es sinnvoll, direkt auf der Seite der betreffenden Bank zu navigieren und dort nach dem Rechten zu sehen. Keine Bank verlangt von dir, deine Daten aus einer Mail heraus direkt einzugeben. Somit ist dieser Phishing-Versuch wieder einmal ein Fall für den Spam-Ordner.
Commerzbank
Die dritte Bank in dieser Woche ist die Commerzbank. Unter dem Betreff „Achtung! wir müssen Ihr Konto verifizieren“ befindet sich eine Mail ohne direkte Ansprache und mit einem entlarvenden Absender. Das „Web-Sicherheitssystem“ müsse aktiviert werden und dafür benötige man deine Bankdaten, damit dein Konto wieder „normal“ funktioniere. Auch hier gilt: Schnellstmöglich ab in den Spamordner und lieber direkt zu deiner Bank. Wie du deine Daten und Passwörter schützen kannst, erfährst du in diesem Ratgeber.
DPD
Schon eine ganze Ecke aufwendiger ist der Phishing-Versuch im Namen von DPD. „Wir benötigen eine Adressbestätigung, um das Paket zu versenden“ lautet der Betreff und es gibt ein Design, das dem Original ziemlich nahe kommt. Doch das sollte dich nicht davon abhalten, die Mail direkt zu löschen. Denn dahinter steckt ein Versuch, deine Daten abzugreifen. Falls du ein Paket erwartest, kannst du besser direkt bei DPD die Sendungsverfolgung aufsuchen. Denn wenn ein Paketdienstleister nach deiner Adresse fragt, wie es in der Mail getan wird, wäre wohl einiges im Argen.
Amazon
Ebenfalls mit einem angepassten Design macht eine Mail die Runde, in der behauptet wird, dass dein Amazon-Konto gesperrt sei. Deine Bestellungen würden „gehalten“ bis du deine Daten über einen Link eingegeben hast. Dazu versuchen die Betrüger Druck aufzubauen, indem sie behaupten, dass das Konto dauerhaft gesperrt bliebe, falls du die Daten nicht innerhalb von 24 Stunden eingibst. Lass dich davon nicht beeindrucken und surfe einfach zu Amazon direkt, falls du Zweifel hast. Die Mail jedenfalls gehört direkt in den Spam-Ordner.
PHISHING 2022 – BISHERIGE FÄLLE
Die Liste an Phishing-Versuchen in Deutschland wird immer länger. Klar zu erkennen ist, dass es vorwiegend große Unternehmen betrifft. Sie haben viele Kunden und damit viele potenzielle Opfer von Phishing. Diese Liste zeigt, welche Unternehmen im Jahr 2022 schon von Phishing-Betrügern genutzt wurden, um deine Daten oder dein Geld zu stehlen:
- 1&1
- Advanzia Bank
- Amazon
- Apple
- BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht)
- Barclays
- Bitcoin-Erpressung
- Bundesregierung
- Commerzbank
- Deutsche Bank
- Deutsche Kreditbank (DKB)
- DHL
- IHK
- Ionos
- ING
- Landesbank Berlin (LBB)
- Netflix
- PayPal
- Postbank
- SMS (Voicemail)
- Sparkasse
- Targobank
- Telekom
- Volks- und Raiffeisenbanken
- DE
- Zollamt
WAS IST PHISHING EIGENTLICH?
Wenn man an Cyberkriminelle denkt, kommen einem automatisch Hollywood-Bilder von Unbekannten in Kapuzenpullis in den Sinn, die in einem Keller vor fünf Bildschirmen sitzen und ihren Blick auf das Pentagon richten. Die Wahrheit sieht allerdings oftmals ganz anders aus. Denn man braucht weder fünf Bildschirme noch große Kenntnisse über Sicherheitssoftware, um an das Geld von Internetnutzern zu gelangen. Sogar ein Kapuzenpulli ist dafür nicht zwingend erforderlich. Viele Anwender verraten ihre Zugangsdaten nämlich freiwillig, wenn man sie darum bittet.
Alles, was dazu benötigt wird, ist eine E-Mail im beispielsweise Amazon-Look, die Empfänger über ungewöhnliche Kontoaktivitäten oder eine AGB-Änderung unterrichtet. Anschließend wird das Opfer dazu aufgefordert, eine Autorisierung durchzuführen, indem er einen Link anklickt und sich in seinem Account anmeldet. Nur führt der Link nicht zur Amazon-Website, sondern zu einer Kopie. Die hier eingetragenen Login-Daten landen direkt bei den Cyberkriminellen. Mittlerweile steckt hinter Phishing eine regelrechte Industrie.
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SO SCHÜTZT DU DICH
Sobald die Betrüger deine Nutzerdaten erbeutet haben, können sie diese beispielsweise zum Identitätsdiebstahl verwenden. Sollten die Anmeldedaten zu einem mit dem Bankkonto verknüpften Dienst gehören, könnte auch dein Portemonnaie darunter leiden. Darum solltest du auf E-Mails im Allgemeinen und auf Nachrichten der oben genannten Anbieter im Besonderen achten. Weist die E-Mail Rechtschreibfehler auf? Wie sieht es mit direkter Kundenansprache aus? Handelt es sich bei dem Absender respektive bei der E-Mail-Adresse des Absenders im Kopf der E-Mail tatsächlich um PayPal? Gehört die verlinkte Webseite dem Online-Bezahldienst oder ist die URL eher kryptisch? Alle diese Fragen können eine Phishing-Mail enttarnen.
Eine weitere, gute Selbstschutz-Maßnahme stellt die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) dar. Dabei handelt es sich um einen doppelten Anmeldeschutz, bei dem neben den Anmeldedaten eine zweite Anmeldeschranke eingerichtet wird – etwa in Form eines Codes, der auf eine zuvor hinterlegte Telefonnummer zugestellt wird. Diesen können Cyberkriminelle in der Regel nicht so einfach ergattern. Obwohl auch diese Schutzlinie nicht unüberwindbar ist. Weitere Informationen zu dem Thema erhältst du in unserem Phishing-Ratgeber.
https://www.inside-digital.de/news/banken-amazon-und-dpd-digitale-angriffe-auf-deine-daten-per-mail